Lebenswer(k)t - Altersarmut begegnen

Wenn auch bei Ihnen die Rente nicht mehr reicht, sind wir für Sie da.

Seit 2016 begleiten wir Senior*innen mit finanziellen Schwierigkeiten durch ein geschultes Team kostenlos und vertraulich.

Und das gerne auch bei Ihnen zu Hause.


Rufen Sie uns einfach an oder schreiben uns!

Telefon: 05451 - 96 86 - 0
E-Mail: lebenswert@skf-ibbenbueren.de


„Wir möchten dazu beitragen, dass Sie mit Zufriedenheit auf Ihr Lebenswerk zurückschauen können, ohne Angst vor der Zukunft haben zu müssen.“
Melanie Haslage, Projektleiterin

Armut bleibt oft anonym - vor allem Altersarmut

Armut kann aber grundsätzlich jeden treffen, unabhängig von Geschlecht und Alter.

Ein kleiner Schritt kann in die Verarmung und somit an den Rand der Gesellschaft führen: Verlust des Lebenspartners; Krankheit; Verlust des Arbeitsplatzes. Geburt eines Kindes.

Armut ist vielfach weiblich. Betroffen sind viele Frauen - Alleinstehende mit Kindern, die „Trümmerfrauen“ der Nachkriegszeit, Frauen, die mit ihren Kindern aus Kriegsgebieten geflohen sind und nichts über das Schicksal anderer Familienangehöriger wissen – und manche Rentnerin, die aufgrund ihrer gebrochenen Erwerbsbiographie nur eine kleine Rente erhält.

Unsere Gesellschaft bietet für die, die es sich leisten können, scheinbar unendliche Möglichkeiten. Doch alles kostet: Wohnen, Lebensmittel, Kleidung, Mobilität, Teilnahme am kulturellen Leben, Urlaub und auch Freunde haben und einladen. Auch Menschen mit geringem Einkommen müssen sich in dieser Gesellschaft bewegen, z.B. für den Einkauf. Sie sind ständig mit den Angeboten und dem Überfluss konfrontiert, und somit auch damit, stets verzichten zu müssen, wenn das Einkommen kaum für das Nötigste reicht. Woher die Kraft nehmen, den ständigen Verlockungen zu widerstehen, den Kindern viele Bitten abschlagen zu müssen. Die Betroffenen merken, sie gehören nicht dazu, sind Menschen zweiter Klasse.

Manche sagen: Armut sei keine Schande. Die haben die Armut nicht selbst erleben müssen. Andere sagen: Wer arm ist, sei selbst schuld; wer etwas leistet, braucht heutzutage nicht arm sein.
Gedankenlosigkeit mag hinter solchen Äußerungen stecken; vielleicht auch Zynismus.

Armut im Alter ist in der Regel nicht mehr abänderbar. Im Alter ist keine Einkommensverbesserung zu erwarten. Was bedeutet das für Betroffene?

Wie fühlt es sich an, wenn der Monat für das Geld zu lang ist, wenn etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt? Wie geht man mit dem demütigen Gefühl um, dass man einem die Armut ansieht, die Nachbarn etwas merken könnten?

Jede Antragstellung in jeder Behörde wird zur Bloßstellung. Wie soll das verkraftet werden?

Und zur Last fallen wollen die Betroffenen häufig auch niemanden, schon gar nicht der Familie. Wie sollen der Schmerz und die Schuldgefühle verarbeitet werden, wenn es dazu kommt?

So bleibt Armut – und vor allem Altersarmut, oft anonym.

Armut versteckt sich. Entdecken kann sie nur, wer sie finden will – wer den Menschen begegnen will, die sich dahinter verstecken.

Das Projekt - Im Laufe der Jahre

2013: erste konkrete Überlegungen im SkF Ibbenbüren ein eigenständiges Projekt zum Thema „Altersarmut“ zu etablieren. In den Bereichen Schuldnerberatung, Suppenküche und TAFEL des SkF Ibbenbüren zeigt sich in den vergangenen Jahren immer häufiger, dass ältere Menschen eine besondere Form der Betreuung benötigen, um Armut zu überwinden.

2015 – 2018: Projekt „Altersarmut begegnen“ - Projektphase zur Etablierung mit Unterstützung des Caritasverbandes für die Diözese Münster
Akquise und Schulungen von Ehrenamtlichen
Begleitete Einsätze der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Altersarmut“
Veranstaltungen zur Präsentation des Projektes; Netzwerkarbeit

2018: 3. Platz des Aggiornamento Preises der Deutschen Katholikentage
Würdigung beim Katholikentag als innovatives Projekt

2018: Entscheidung zur Weiterführung des Projektes

2019: Bewerbung um Coaching-Prozess bei startsocial.de
Erreichen der Runde der deutschlandweit ausgewählten 100 Projekte, die im Rahmen eines Coaching-Prozesses von zwei Coaches begleitet und unterstützt werden.

11.2019 – 03.2020: Coaching-Prozess und die Workshops:
Planungs-Workshop „Vision - Profilschärfung - Zielsetzung“
Workshop „Finanzierung“
Workshop „Wie erreichen wir die Betroffenen?“
Workshop „Öffentlichkeitsarbeit“

Erreichen der Runde der letzten 25 Projekte von startsocial.de
Einladung ins Bundeskanzleramt zum 27. Mai 2020 – musste coronabedingt verschoben werden, aber das Projekt ist preisverdächtig und ist für den Deutschen Engagementpreis nominiert.

24.08.2020: Vorstellung des Schirmherren des Projektes Prof. Dr. Thomas Sternberg

Seit dem 15.09.2020 läuft das Voting für den deutschen Engagementpreis.

Schirmherrschaft

ZdK-Präsident Prof. Dr. Thomas Sternberg übernimmt Patenschaft

Wir freuen uns, Prof. Dr. Thomas Sternberg, der seit 2015 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZDK) ist, als neuen Schirmherrn unseres Projektes „Lebenswer(k)t – Altersarmut begegnen“ begrüßen zu dürfen.

Bärbel Lehmann aus dem Vorstand des SkF:

„Was hat uns bewogen, Thomas Sternberg als Schirmherrn anzufragen? Es sind nicht nur Ihre wertschätzenden Worte bei der Übergabe des Aggiornamento-Preises beim Katholikentag in Münster gewesen, als Sie das Projekt als innovativ und notwendig bezeichnet haben. Als repräsentativer Laienvertreter der katholischen Kirche zeigen Sie auch immer wieder große Anerkennung für die Reformbewegungen der Frauen in der Kirche - wie Maria 2.0. - und würdigen diese als Ausdruck einer „lebendigen Kirche“. Diese Reformbewegungen werden vom SkF Ibbenbüren ausdrücklich unterstützt.“

Zurzeit sind acht Ehrenamtliche in dem Projekt aktiv und begleiten ältere, von Armut bedroht oder betroffene Menschen. Neben den praktischen Hilfen wie der Haushaltsplanung, der Hilfe und Begleitung beim Stellen von Anträgen und dem Sortieren von Unterlagen haben sie auch immer ein offenes Ohr für die Sorgen der begleiteten Menschen. Gemeinsam mit den Ehrenamtlichen machten Melanie Haslage als Projektleiterin und SkF-Geschäftsführerin Barbara Kurlemann als Initiatorin des Projektes Thomas Sternberg mit dem aktuellen Stand vertraut.

Thomas Sternberg zeigte sich überzeugt von der "hohen Professionalität" des Projektes und betonte, dass es auf jedes einzelne Schicksal ankomme bei dem Thema "Altersarmut", welches uns wohl erst in den kommenden Jahren "massiv erwischen wird". „Das Einzelschicksal ist wichtig. Und da leistet dieses Projekt konkrete Hilfe für konkrete Menschen in konkreten Notsituationen.“

Zwei Beispiele für Unterstützung

Sie finden Unterstützung und Hilfe in unserem Projekt – zwei Besipeiel

Frau K, 67 Jahre alt, geschieden


Frau K. ist 67 Jahre alt, lebt von 593,63 € Altersrente und ergänzender Sozialhilfe in Höhe von 146,54 €. Insgesamt also 740 €, von denen Frau K. ihren Lebensunterhalt bestreiten muss. (incl. Wohnkosten).

Frau K. erzählte mir, dass sie früher auch mal mit der Familie mit dem Auto im Urlaub war. Heute fährt sie, wenn sie mal raus muss, Fahrrad.

Frau K. hat eine unterbrochene Erwerbsbiographie. Sie arbeitete im Büro einer Spedition. Nach der Geburt der zwei Kinder blieb sie zunächst zu Hause, begann dann später wieder zu arbeiten, fand aber nie wieder eine Stelle in Vollzeit. Der Mann wurde ihr gegenüber gewalttätig. Irgendwann hielt Frau K. es nicht mehr aus und ging mit den Kindern ins Frauenhaus. Das war für Frau K. gleichbedeutend mit dem Verlust der Arbeitsstelle. Dann die Suche nach einer neuen Wohnung, da sie in die alte nicht mehr zurück konnte. Dann kam die Scheidung von ihrem Mann, die Frau K. vollends in die finanzielle Schieflage brachte. Als Alleinerziehende wurde die Suche nach einer Arbeitsstelle noch schwieriger. Immer wieder befristete Teilzeitstellen und Aushilfsjobs.

Somit hat Frau K. immer wenig in die Sozialversicherung eingezahlt und erhält dementsprechend nun nur eine kleine Rente.

Sie trägt Ihr graues Haar zum Pferdeschwanz gebunden. Das ist kein Zufall, den Friseur kann sie sich nicht leisten.

Einen Großteil Ihrer Lebensmittel holt sie sich bei der Ibbenbürener Tafel. Frisches Fleisch kauft Frau K. nur manchmal am Monatsanfang, denn nach allen nötigen Ausgaben bleibt ihr nicht mehr viel zum Leben.

Noch ist Frau K.´s Armut vor allem dort sichtbar, wo es Außenstehende nicht sehen, in ihrer Wohnung, denn dort empfängt sie schon lange keinen Besuch mehr. Da fallen löchrige Handtücher, abgeschlagenes Geschirr und alte, zum Teil defekte Möbel niemanden - außer Frau K. - auf.

Wenn Frau K. Ihnen auf der Straße begegnen würde, würden Sie auf den ersten Blick nicht sehen, dass Frau K. von Armut betroffen ist. Sie achtet auf ihr Äußeres, hält in der Kleiderkammer Ausschau nach günstiger und gut erhaltener Kleidung. Denn 40 € für ein neues Paar Schuhe sind nur selten machbar und reißen ein tiefes Loch in die Kasse. Umso wichtiger, dass die wenige noch gute Kleidung penibel gepflegt wird und nur außerhalb der Wohnung getragen wird.

Wie so viele von Armut Betroffene wird Frau K. Ihnen aber nur selten auf der Straße begegnen. Denn meistens sitzt Sie allein in Ihrer Wohnung. Ein Ausflug mit irgendeinem Verein würde ja gleich wieder Geld Kosten. Das Treffen mit der Bekannten im Café passt nicht in das schmale Budget. Über einen Kino- oder Theaterbesuch hat Sie schon seit Jahren nicht mehr nachgedacht.

Die Kinder leben weit weg, einen Besuch kann Frau K. sich nicht leisten.

Frau K. vereinsamt mehr und mehr. Durch das Erleben der schlechten finanziellen Situation und den sozialen Auswirkungen kam es bei Frau K. zu psychischen Störungen in Form von Depressionen.

 

Herr M., 69 Jahre alt, Witwer

Herr M. arbeitete zunächst einige Jahre als angestellter Handwerker. Dann machte er sich mit einem kleinen Handwerksbetrieb selbständig. Reichtümer konnte er dort nicht erwerben, auch für die Alterssicherung konnte er nur bedingt vorsorgen.

Der Betrieb von Herrn M. geriet in Schieflage, als einige seiner Auftraggeber Ihre Rechnungen bei ihm nicht gezahlt haben. Zu dem Zeitpunkt hat Herr M. mit seinen privaten Ersparnissen Löcher im Betrieb gestopft. Schließlich musste der Betrieb doch aufgegeben werden, die privaten Rücklagen waren da aber bereits aufgebraucht. Der Sohn, der damals Teilhaber des Betriebes war, hat sich nach der Aufgabe von seinem Vater zurückgezogen.

Dann erkrankte seine Frau. Herr M. hat sie einige Jahre bis zu ihrem Tod gepflegt. Eine Arbeitsstelle hat er dann auch nicht mehr gefunden. Heute lebt Herr M. von seiner Altersrente, der Witwenrente und einer Rentenbeihilfe, von insgesamt 818,42 € im Monat.

Herr M. benötigt mehrere Medikamente, die längst nicht mehr von der Kasse übernommen werden. Dafür muss er monatlich schon einen relevanten Teil seines Einkommens einplanen. Trotz aller Sparsamkeit reicht es am Monatsende regelmäßig nur noch für Nudeln: Nudeln mit Ketchup, Nudeln mit Ei, Nudeln mit gar nichts.

Einmal in der Woche besucht Herr M. die Ibbenbürener Suppenküche, wo er für einen kleinen Kostenbeitrag eine warme Mahlzeit erhält. Auch die Ibbenbürener Tafel sucht Herr M. einmal in der Woche auf, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen.

Es fällt ihm immer noch schwer, diese Unterstützung anzunehmen. Er will niemanden zur Last fallen. Als Freunde, die er damals noch hatte, ihm finanzielle Unterstützung anboten, hat er abgelehnt. Bei Geld hört die Freundschaft auf. Jetzt hat er auch die Freunde nicht mehr.

Der alte Röhrenfernseher – eine der wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten, seit Herr M. aus Scham über seine Armut aus früheren sozialen Beziehungen zurückgezogen hat - droht, demnächst den Dienst zu versagen. Er will gar nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn dann auch noch der alte Kühlschrank oder die Waschmaschine nicht mehr funktionieren.

Ihre Ansprechpartnerin im Projekt

Melanie Haslage
Dipl. Sozialarbeiterin /-pädagogin
Oststraße 39
49477 Ibbenbüren
Telefon: 0 54 51 - 96 86 - 70
E-Mail: haslage@skf-ibbenbueren.de