Kreis Steinfurt. Am Sonntag ist der „Tag der Wohnungslosen". Der sollte endlich überflüssig werden, finden drei Verbände im Kreis Steinfurt. Seit 2020 setzen sie sich als Träger im Auftrag des Kreises Steinfurt im Rahmen der NRW-Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ für die Bekämpfung von Wohnungslosigkeit ein.
Denn die Zahl der Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen steigt. Die Ursache können sehr vielfaltig sein, weiß Michael Winkler vom Caritasverband Emsdetten-Greven. Einer Seniorin aus Laer etwa wurde durch eine Eigenbedarfskündigung eine Frist bis zum 30. September gesetzt, schildert er ein Beispiel aus seiner Arbeit. Die 78-Jährige müsse jetzt eine neue Wohnung finden – schwierig mit Grundsicherung im Alter. Eigenbedarfskündigungen könnten jeden Mieter treffen und Probleme verursachen, so Winkler.
Andere Klienten können ihre Miete aus verschiedenen Gründen nicht bezahlen und erhalten die Kündigung und dann Mahnung über Mahnung. Eine Hürde auf dem Wohnungsmarkt kann der Bezug von Leistungen vom Jobcenter sein. „Ich fühle mich mittlerweile wie Abschaum“, schildert eine Alleinerziehende am Telefon ihre Erfahrung mit daraus folgender sozialer Ausgrenzung.
„Hier möchten die Träger eine Unterstützung bieten, sowohl in der Vermeidung von Wohnungskündigung als auch bei der Beseitigung von Wohnungslosigkeit“, erläutert Frank Winter aus dem Amt für Soziales und Pflege beim Kreis Steinfurt. Dabei sei die Vernetzung der Dienstleistungen untereinander, aber auch im Raum Steinfurt wichtig. Je früher Notfälle und Schwierigkeiten bekannt werden, desto besser kann die Hilfe ankommen, ist sich Winter sicher. Er hält es für wichtig, dass Probleme mit Mietern frühzeitig auch von Wohnungsgebern an die Hilfestellen herangetragen werden.
„Wenn eine Kündigung oder Räumung ansteht, setzt sich ein Teufelskreis in Gang, aus dem Betroffene nur schwer wieder herauskommen“, weiß Simon Gerling vom Caritasverband Rheine: Ohne Wohnung keine Meldeadresse, ohne Meldeadresse lässt sich nur schwer ein Job finden und ohne Job steigen Vermieter aus und Betroffene finden keine Wohnung. Ebenso sei eine negative Schufa bei Wohnungsgesellschaften oft ein Ausschlusskriterium, auch wenn die Einträge weit in der Vergangenheit liegen und die Schulden bezahlt sind, nennt Gerling eines von vielen möglichen Problemen.
Das größte Problem bleibt die Versorgung von akut Wohnungslosen aufgrund der angespannten Wohnungsmarktsituation. Gleiches gilt für barrierefreien Wohnraum für Menschen mit Beeinträchtigung. Ein Appell der Träger geht hier an potenzielle Wohnungsgeber, Wohnungen im Leerstand bereitzustellen, um Menschen vor der Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit zu bewahren.
Die drei Träger im Kreis Steinfurt setzen dafür auch auf Kontakt zu den großen Wohnungsgebergesellschaften, den Vermietervereinen und Privatvermietern. „Wir möchten ein Bindeglied zwischen den Mietenden und Vermietenden sein“, erklärt Gabriele Andresen vom SKF Ibbenbüren. Vermieter sind überall im Kreis eingeladen, Kontakt aufzunehmen, wenn sich Problemlagen abzeichnen oder Wohnraum angeboten werden kann. „Wir unterstützen und begleiten den Start von neuen Mietverhältnissen, um drohende Wohnungslosigkeit zu verhindern“, versichert Stefanie Wessel, Andresens Kollegin bei der Wohnungsnotfallhilfe des SKF.
Auch wenn der Finanzierungszeitraum der Landesregierung im Dezember endet, will der Kreis das „Kümmererprojekt „Endlich ein Zuhause“ ab 2023 fortsetzen. „In dieser Woche ist der Antrag auf Fördermittel aus dem europäischen Sozialfonds (ESF) herausgegangen“, berichtet Frank Winter vom Amt für Soziales und Pflege. „Wir sind zuversichtlich, dass ein positiver Bescheid kommt und wir unser erfolgreiches Modell mit den drei Trägern fortsetzen können.“
Kontakte zu den Trägern:
Caritasverband Rheine, für Rheine, Neuenkirchen, Wettringen, Metelen, Ochtrup, Burgsteinfurt und Borghorst;
Tel. 05971/ 8040480, E-Mail: sozialbuero@caritas-rheine.de;
persönliche Beratungen nach Terminabsprache per Telefon oder per E-Mail;
Wohnungsnotfallsprechstunde jeden Mittwoch von 9 bis 11 Uhr ohne Terminvereinbarung (zurzeit nur telefonisch).
| | SKF Ibbenbüren, für Hopsten, Hörstel, Ibbenbüren, Ladbergen, Lotte, Lienen, Lengerich, Westerkappeln, Mettingen, Recke und Tecklenburg; Tel. 05451/ 96860, E-Mail: wohnungsnotfallhilfe@skf-ibbenbueren.de; persönliche Beratungen nach Terminabsprache per Telefon oder per E-Mail; Telefonsprechstunde donnerstags 14-16 Uhr. Foto: Gabriele Andresen und Stefanie Weßels von der Wohnungsnotfallhilfe des SKF Ibbenbüren |
Caritasverband Emsdetten-Greven für Greven, Emsdetten, Saerbeck, Nordwalde, Altenberge, Laer und Horstmar;
Tel. 02572/ 1570, E-Mail: zuhause@caritasverband-emsdetten-greven.de;
persönliche Beratung nach Terminabsprache per Telefon oder E-Mail
offene Sprechstunden in Greven Montag, 14 bis 16 Uhr, und Dienstag, 10 bis 12 Uhr
sowie in Emsdetten Donnerstag, 14 bis 16 Uhr, und Freitag, 10 bis 12 Uhr.